Tag 15 – Bacardi Island Samana
Nach dem Weckruf um 5 sitzen wir in der Lobby und schlürfen Automatenkaffee während sich langsam aber sicher die Sonne durch die Bewölkung bemerkbar macht. Ein Mädel in schwarzem Minirock schleicht sich in das Hotel und wir amüsieren uns köstlich, weil man ihr wirklich ansieht, was sie in dieser Nacht getrieben hat.
Es ist 5:45 als unser Tourbus vor dem Hotel vorfährt. Kurz die Namen verglichen und schon sind wir auf der Straße 5 Richtung Nagua unterwegs. Der Guide von Mar y Sol ist Dominikaner, spricht schwer verständliches deutsch, versucht dies mit kleinen Witzchen vergessen zu machen während er Fakten zu Provinzen und Anbaugebieten seines Heimatlandes herunterrasselt. Dabei vergisst er die interessanten Ding zu erwähnen, wie zum Beispiel die kilometerlange ehemalige Steilküste die heute als imposante Geländemarke an der Straße 5 hinter Rio San Juan liegt. Während unseres kurzen Frühstücksstops kläre ich daher unsere Mitreisenden auf, was es mit den riesigen Felsen auf sich hat. Dankbar nehmen sie die Information auf und so kommen wir beim Frühstück leicht ins Gespräch.
Unsere Tour umfasst nur 6 Leutchen, die vier anderen residieren im Hotel Victoria Playa Dorada, von dem sie nur schwärmen. Sie haben über Aldi gebucht und je mehr sie uns vom Service ihres Hotels berichten, umso mieser werden wir gelaunt. Das ist aber schnell verflogen, als der Bus weiterfährt – Abreu, Cabrera und schon sind wir an den imposanten kilometerlangen und vor allem einsamen Atlantikstränden von Nagua. Die Stadt selber hat vom Tourismusboom nicht profitieren können, unglaublich bei diesem Tropentraum. Wir erreichen die Halbinsel Samana und passieren bei Sanchez die Abzweigung nach Las Terrenas, die ich etwas schwermütig hinaufblicke. Las Terrenas war der Ort, den ich eigentlich auf Samana besuchen wollte, leider bietet das nur Xtratours Sousa an, mit denen wir aber keinen Kontakt herstellen konnten.
Samana ist eine bergige von Palmen bewachsene Halbinsel im Nordosten der Dominikanischen Republik. Das bereits in den Tropen gelegene Gebiet ist für mich eines der schönsten der gesamten Insel Hispanola, zumindest von dem was ich bisher davon gesehen habe. Wir fahren durch die Provinzhauptstadt Samana und können am Hafen die sogenannte Bridge to nowhere erblicken. Diese rund 500m lange beeindruckende Brücke verbindet das Festland von Samana mit einer in der Bucht liegenden Insel auf der augenscheinlich nur Wald wächst. Da hat Presidente seinem Volk mal wieder etwas sehr nützliches geschenkt. Wir verlassen Samana wieder in östlicher Richtung und erreichen nach kurzer Zeit unser Etappenziel, einen kleinen Bootsanleger. Der Bus hält und wir fallen schlaglochgepeinigt buchstäblich aus dem Bus.
Wir erkennen sofort, dass Antonios vollmundige Ankündigung, wir würden mit einem Speedboat nach Bacardi Island übersetzen, nichts getaugt hat. An dem Steg gibt es nur klapprige Plastikboote mit Yamaha-Außenboarder. Während wir zum Steg gehen, spricht mich ein schielender Dominikaner mit einem Stapel grüner Hüte an, ich möge ihm einen für 300 Peso abkaufen. Ich lach nur, weil 10 Dollar erscheint mir sehr viel für einen aus Palmenblättern geflochtenen Hut. Er läßt nicht locker und schon ist der Preis auf 200 gefallen. Ich packe meine schärfst Waffe aus: “Hoy no, manana si”. Der Dominikaner, der dabei mit seinen Hüten hinter mir läuft kriegt sich kaum ein vor lachen. Das hat also heute nicht gewirkt, ich bin verloren. Ich helfe Tina vom Steg hinab in das schwankende Boot und der Knabe quakt mich von der Seite voll. Als ich auch schon im Boot sitze, schaut er mich vom Steg verzweifelt an und sagt “Senior, cien peso.” 2,50 Euro, ich kann nicht mehr und krame einen Hundertpesoschein aus meinem Hipbag. Schon liegt der Hut im Boot und ich reiche ihm die Geldnote, während das Boot bereits ablegt.
Unser Führer hatte uns bereits angekündigt, dass die Überfahrt 8 Minuten und 10 Sekunden dauern würde, denn Bacardi Island liegt ca. 5km vom Festland in der Bucht von Samana. Auf diesem Seelenverkäufer können 8 Minuten endlos sein und nie zuvor habe ich mir eine Schwimmweste gewünscht. Das Wasser in der Bucht ist sehr ruhig, der Himmel ist bewölkt – alles andere als ein Tropentraum und als wir uns der Insel nähern erkenne ich, dass neben dem künstlich angelegten Sandstrand auch ein Luxushotel auf der Insel steht. Einsame Inseln habe ich mir anders vorgestellt. Ich werde motzig und teile Tina meinen Unmut über den miesen Ausflug mit.
Als wir an der Insel anlegen, bestätigt sich mein Verdacht: Überall auf dem Weg stehen Verkaufsstände mit den typischen Souvenirs. Eine riesige Touristenmelkmaschine ist das. Unser Guide biegt mit uns vor dem Strand rechts in das Dickicht – wir kommen an einen Platz wo Palmenhütten mit massig Tischen und Bänken sowie einige Getränkeverkaufsbuden stehen. Das Mittagessen wird besprochen, wir haben die Wahl zwischen Fisch oder Huhn – Pest oder Cholera also. Fisch können wir massig im Hotel haben, so entscheiden wir uns für “pollo”, Huhn also. Etwas Magenschmerzen habe ich bereits bei der Entscheidung, denn die hygienischen Zustände sehen sehr salmonellenfreundlich aus.
Man entlässt uns also an den weißen Traumstrand, schon stürzen wieder Jungs heran, die entweder Schnorchel vermieten oder Kokosöl verkaufen wollen. Der mit dem Kokosöl ist wirklich wieder ein hartnäckiger Strandverkäufer, er verfolgt uns zum Strand. Mit jedem Schritt fällt zwar der Preis, aber kaufen wollen wir wirklich nicht. Das stört den Typen gar nicht, er läßt sich neben uns im Sand nieder und preist weiter sein Fläschen mit Kokosöl an. Damit wir endlich Ruhe haben, schlagen wir ein und geben dem Abzocker 150 Peso für sein 500ml Fläschen Kokosöl. Endlich Ruhe.
Wir begeben uns etwa an die Mitte des Strandes und lassen uns auf zwei Strandliegen nieder. Mir ist warm und daher ziehe ich mich aus und begebe mich ins Wasser. Als ich mich zu Tina umdrehe, steht ein Securityheini mit blauem Hemd neben ihr. Sie bedeutet mir, dass hier wieder Geld gefordert werde und so kehre ich zur Liege zurück. 2 Dollar pro Liege will der Gute haben. Ich will meinen Frieden und so gebe ich ihm das Geld. Sauer ob der Abzocke auf dieser Insel lasse ich mich neben Tina auf der Liege nieder. Der Himmel ist bewölkt, doch nun bemerken wir die Vorzüge dieser Insel: Es herrscht Ruhe und Frieden. 30 Meter vor dem Strand verläuft ein Riff, dort sitzt eine Horde Pelikane auf dem Wasser und alle paar Sekunden startet einer von ihnen zu waghalsigen Sturzflug-Tauch-Fischfangmanövern. Beeindruckend.
Ein paar Meter weiter steht ein junger Fischer auf seinem kleinen Boot und wirft immer wieder gemächlich sein Netz aus. Nachdem wir den Geldhaien entgangen sind, dürfen wir diese Idylle geniessen. So beobachten wir die Pelikane und laufen den kleinen Strand entlang. Wieder auf der Liege angekommen stellen wir fest, dass unsere Haut glüht obwohl es doch bedeckt ist. Wir entscheiden uns gegen die Sonnenmilch, denn wo keine Sonne…. fataler Irrtum, wie sich am Abend herausstellen sollte. Mittlerweile muß es gegen 12 sein, die Sonne hat sich doch noch durch die Wolken gekämpft und jetzt wird es das tropische Inselparadies, das man uns versprochen hatte. Wir relaxen am weißen Strand in der Bahia de Samana. Als ich meiner kleinen eine Coco Loco mit Schuss bei unserem Catering hole, sitzen unsere Mitreisenden beim Essen. Das haben wir wohl fast vergessen und so eile ich um Tina zu holen. Mit spitzen Fingern und ungutem Gefühl essen wir das krosse Hähnchen. Nach dem Essen ist es auch schon Zeit die Sachen zu packen, denn die Rückfahrt wird wiederum rund 4 Stunden dauern. Es ist 13:45 als wir am Steg wieder in das Boot steigen. Die Sonne knallt jetzt und ich nutze sie für schöne Fotos vom Boot aus.
Als wir den Bus wieder besteigen, bekommen wir vom Fahrer am Einstieg einen Plastikbecher gereicht, der kurz danach mit heiligem Wasser gefüllt wird. Es fängt auch gleich zu wirken an und so vergeht die Rückfahrt wie im Flug. Unterwegs hält der Bus zur Pinkel- und Rauchpause an einem Giftshop. Ich staube den kostenlosen Schluck Mama Juana ab, sehe auf einen Blick, dass die Preise hier absolut überzogen sind und begebe mich zur Toilette, die in einem Nebengelass liegt. Als ich wieder rauskomme, steht ein alter bärtiger vor mir und zeigt mir eine kleine Plastiktüte mit einem Medikament. Er bedeutet mir, dass er es braucht und wohl irgendwie auch eine Spritze. Ich Depp gebe dem alten 50 Peso und gehe wieder zum Eingang des Shops um auf Tina zu warten und eine zu rauchen. Ein kleiner Junge kommt und macht den alten Bärtigen an, bekommt dafür von ihm eine geklatscht. Der Junge signalisiert, dass der Alte ständig Touristen-Kohle für Rum und Kippen abzockt. Trotzdem versucht der Alte es auch bei unseren Mitreisenden, bei denen natürlich ohne Erfolg. Eigentlich hätte der Junge das Geld verdient gehabt….
Wieder im Bus, merke ich wie mein T-Shirt auf der Schulter spannt. Hab mir wohl einen kleinen Sonnenbrand zugezogen auf Bacardi-Island? Die nächste Runde heiliges Wasser schickt mich in den Schlaf, die Schlaglochpiste nehme ich gar nicht mehr wahr. Kurz hinter Sosua weckt Tina mich auf. Es ist 17:30 und ich bin wirklich fertig. Im Hotel nehmen wir noch einen kleinen Cocktail an der Bar und begeben uns damit aufs Zimmer. Ich ziehe mich aus, gehe ins Bad und das Bild im riesigen Spiegel verschlägt mir fast die Sprache: Ich bin am ganzen Körper knallrot und verbrannt. Auch Tina, die herbeigeeilt ist, sieht nicht viel besser aus. Das heißt jetzt mindestens drei Tage Vorsicht mit der Sonne. Der harte Strahl der Dusche verursacht Qualen auf den verbrannten Stellen. Der Kontrast zwischen weißen Fliesen und weißem Duschvorhang zu meinem Körper könnte extremer nicht sein. Nach dem Duschen legen wir uns auf unsere Betten und salben uns mit einem Gel aus Aloe Vera und Panthenol. So gelindert schlafen wir erschöpft ein und verpassen gar das Dinner.
Keine Kommentare bis jetzt. Sei der Erste.
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst eingeloggt sein um einen Kommentar zu verfassen.