Archiv für: April, 2007
Tag 03 – Playa Spahn und Haitianer
Die Nacht war wieder viel zu “kurz” und so saßen wir erneut gegen 4:30 in der Lobby und schlürften Automatenplörre. Irgendwie schaffen wir es immer wieder, die Zeit bis zum Frühstück totzuschlagen. Aber dann ist Breakfast auch immer wieder ein Fest für die Sinne.
Nach dem Frühstück gingen wir kurz aufs Zimmer und machten uns fertig für einen erneuten Versuch, “meinen Strand” zu besuchen. Diesmal sollte alles klappen. Am Fluß angekommen trafen wir auf einen Schwarzen, der mit einer riesigen Machete Stücke von einem Zuckerrohr abschnitt und aß. Ich vermutete, er frühstückte also gerade. Ich bedeutete ihm, dass wir den Fluß durchqueren wollten und fragte “Esta seguro?” Er nickte und wies einen für uns unsichtbaren Wasserpfad entlang der Stelle, wo der Baum im Fluß lag und früher einmal Strand war. Ich machte mich also daran, an der zugewiesenen Stelle die Furt zu finden. Erfolglos. Der Amigo beobachtete zuckerrohrkauend meine Versuche und kam dann kauend herbei. Er führte uns wortlos durch den Fluß, wobei er immernoch Stücke vom Zuckerrohr abschnitt und sich in den Mund steckte. Wir liefen im Fluß über eine Bank aus scharfkantigen Felsen. Ich war barfuß und es war dadurch eine schmerzhafte und gefährliche Sache. Da unser Führer aber ebenfalls barfuß war und sich sehr lansgsam durch das Wasser bewegte, tat ich es ihm gleich und ließ mir nichts anmerken. Auf der anderen Seite bedankten wir uns bei ihm und ich steckte ihm $5 zu. Wir haben uns damit den Weg in mein Paradies erkauft.
So ging es nun weiter am Strand entlang, in die Richtung wo ich bei meinem letzten Besuch ein kleines Fischerdorf nebst seinen netten Bewohnern kennenlernen durfte. Nach dem zweiten Drittel des Weges hat sich jedoch ein weiterer, allerdings viel kleinerer Fluß seinen Weg durch den Strand gebahnt. Diesen konnten wir aber auch alleine problemlos selbst durchqueren. Als wir auf Höhe des Dorfes kamen, wurden wir von einer kleinen Gruppe angesprochen, die Tina anboten ihr die Haare zu flechten. Während des Plausches in Spanisch und Englisch erfuhr ich, dass die Regierung das Dorf nach und nach umsiedelt, um auch diesen Teil der Bucht von Playa Dorada touristisch zu erschliessen. Wir versprachen auf dem Rückweg erneut dort halt zu machen und gingen weiter Richtung Kap, vor dem noch zwei klitzkleine Inseln liegen. Alles hier hat sich ein wenig verändert, durch Sandablagerungen hat sich das Kap etwa 15m weiter ins Meer verlagert. Ich war heilfroh als wir endlich aus der Bucht von Playa Dorada hinaus waren und ich feststellen konnte, dass Playa Spahn noch genauso schön und unberührt ist, wie ich es verlassen hatte.
Ich hatte Tina nicht zu viel versprochen. Wir nahmen ein Bad im Meer und auch die Höschen fielen dabei, FKK in solch einer Einsamkeit ist wohl kein Problem. Ich machte mir aber bald sorgen um die Sonne und drängte darauf, den Rückweg anzutreten. Am östlichen Ende des Dorfes kam eine Alte auf uns zu und stellte sich als Mama Leone vor. Wie viele andere Dominikaner auch hat sie deutsche Verwandte. Ich schätze, mit dieser Aussage und ein paar Brocken deutsch wollen sie uns vertrauensseelig machen. Mama Leone hat wahrlich Monstertitten, trotzdem ist in ihrem roten Top noch Platz für ihr Handy. Damit will sie uns eine Voodoofrau bestellen, wenn wir wie versprochen wieder zu ihr kommen. Unser Plan war ja, so oft wie möglich zu Playa Spahn zu wandern.
Nun kehrten wir erstmal zu der Stelle zurück, an der wir uns mit der Gruppe von vorhin verabredet hatten. Man stellte uns einen Tisch und Stühle bereit, im Schatten einer Palme. Man fragte uns, was wir trinken wollen, ich bestellte “agua” und schon machten sich die Damen an Tinas Haaren zu schaffen. Zwei Jungs waren auch anwesend und einer der beiden bot uns frische Kokosnuss an, füllte sie für Tina in einen Plastikbecher. Währenddessen machte sich auch ein Mädchen an meinen Haaren zu schaffen und obwohl ich ablehnte, flocht sie einen kleinen Strang meiner Haare. Nur zur Probe, wie sie betonte. Man reichte uns Kokosnussstückchen, die ein Junge namens Fernando für uns schnitt. Ich fragte wie lange das Haareflechten denn wohl dauern würde. Eine halbe karibische Stunde sind drei europäische Stunden, wie wir an diesem Tag gelernt haben.
Ein weiterer Muchacho namens Mikigari führte uns eine blaue Holzkiste mit Schmuckstücken aus Korallen und Lavasteinen vor, während Tina und nun auch mir künstliche Haare eingeflochten wurden. Da Tinas Sohn Niclas mir eine Lavakette, die ich vor fünf Jahren in der Domenikanischen Republik erstand, zerissen hatte, interessierte ich mich für eine solche. Da das Stück, das mein Interesse geweckt hatte, mir zu eng war, fertigte Mikigari mir kurzerhand eine passende Sonderedition. Während wir weiter geflochten wurden, nannte er mir seine Preisvorstellung. $120 wollte er dafür haben. Ich lachte ihn aus und erklärte, dass ich vor 5 Jahren gerade einmal $10 Dollar für eine ähnliche bezahlt hatte. Ich habe es dabei aber bewußt vermieden, ihm einen Preis zu nennen, denn Zeit ist mein Freund und diese Taktik machte ihn richtig wütend. Er fluchte was von Diabolo und scheute auch nicht davor zurück, seine Wut an einer vollen Bierflasche auszulassen und sie mit einem Fusstritt an einer Palme zerbersten zu lassen. Er ging dann trotzdem von ganz alleine mit seinem Preis herunter und nach weiteren zwei Stunden war er bei $40 angelangt. Damit er uns nicht mit seiner Machete filettiert, willigte ich zu diesem Preis ein. Glücklich war er trotzdem nicht damit und das sollte ich später auch noch bereuen, wie wir im Nachhinein erst festgestellt haben. Aber dazu später mehr.
Die Flechtkunst der Damen näherte sich dem Ende und Tinas Rastas wurden an den Enden mit einem glühenden Stock zugeschweißt. Wir waren froh, dass wir endlich fertig waren, waren aber gleichzeitig zu geschafft, um nun auch noch um den Preis für das Flechten zu feilschen. Also akzeptierten wir kurzerhand die geforderten $160 für das Flechten. Summa Summarum hat uns dieser Spaß also $200 gekostet. Da wir verständlicherweise nicht soviel Geld mit auf eine Strandwanderung nehmen, sollten uns zwei Mädels bis zum Hotel begleiten und dort abkassieren. Wir verabschiedeten uns, nicht ohne dass uns noch $5 für die Kokosnuss und die kleine Flasche Wasser abgenommen wurden. Der Weg zum Hotel war weit und heiss, denn es war mittlerweile schon 14:00. Die zwei Flußquerungen brachten willkommene Abkühlung auf dem Weg. Während Tina mit den beiden Mädchen am Strand wartete, holte ich das Geld aus unserem Safe. Nach der Bezahlung nahmen wir einen Snack an der Poolbar. Hier erzählte mir Tina, dass die Leute denen wir gerade $200 gegeben hatten, durchweg Haitianer sind, wie ihr die beiden Mädchen locker erzählt hatten.
Weiter schlimm war diese Neuigkeit für mich nicht, bis Tina mich aufklärte, dass man sie im Internet vor Haitianern gewarnt hatte, weil diese oft die Kunst des Voodoozaubers beherrschen würden. Tina meinte weiter, dass sie sich niemals die Haare von ihnen hätte flechten lassen, wenn sie gewußt hätte, dass es sich um Haitianer handelt. Ich belächelte dies nur, aber auch das sollte ich später bereuen. Den restlichen Tag verbrachten wir mit dem Konsum von Rum an den vielen Bars, ehe wir fix und alle kurz nach dem Dinner zu Bett gingen.
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